Die ersten Siedler auf den Kanarischen Inseln stellten bereits Keramik mit Techniken her, die bis in die heutige Zeit erhalten blieben. Interessanterweise wird diese Keramik auch heute noch ohne Töpferscheibe hergestellt, wobei die Technik der Ureinwohner verwendet wird: das Verziehen oder Modellieren mit Rollen („rollos“ und „churros“). Die einzelnen Stücke sind je nach Verwendungszweck sehr unterschiedlich geformt, und sie werden aus Tonerde aus vulkanischem Boden hergestellt. Es ist eine wundervolle Möglichkeit, die Essenz der kanarischen Kultur zu verstehen, wenn man sich mit der Keramik befasst und vielleicht sogar an einem der Töpferkurse teilnimmt, die von vielen Werkstätten angeboten werden.


Die ersten Keramiken
Die traditionelle Keramik der Kanaren besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Objekte aus Ton, die immer noch genauso hergestellt werden, wie dies die Ureinwohner vor ungefähr zweitausend Jahren taten.
Die ersten Bewohner der Inselgruppe benutzten für dieses Handwerk weder eine Töpferscheibe noch einen Brennofen. Sie stellten die Stücke von Hand her, indem sie Rollen aus Tonerde formten und diese von Hand zusammenfügten, eine Lage auf der anderen, um die Ränder zu formen. Meist waren diese Stücke mit Ocker oder durch Einritzen verziert, und manchmal sogar mit hochpräzisen Mond- und Sonnenkalendern, wie in einigen Fundstätten auf Fuerteventura und La Palma.
Gebrannte Tonwaren und Töpfe
Mit der gleichen Technik, wenn auch einfacher und ohne Verzierungen, arbeitet man in der volkstümlichen Keramik, die noch von den Ureinwohnern abstammt, mit dem gleichen Material weiter. Nach der Eroberung durch die Kastilier kam jedoch eine technologische Innovation hinzu, man benutzte jetzt einen Brennofen, um die „Loza“, die Tonwaren zu brennen. Als „Loza“ bezeichnet man auf den Inseln alle gebrannten Keramikwaren. Deshalb heißen die traditionellen Töpfereien auch „Loceras“. Hier arbeiteten in der Vergangenheit die Frauen, während die Männer die Tonerde und den Sand aus den Schluchten holten, sowie das Brennholz zum Beheizen der Brennöfen.

Nur noch in Lugarejos, einer Höhlensiedlung prähispanischen Ursprungs im Nordwesten von Gran Canaria, wird noch weiter Ton ohne Brennofen im Freien gebrannt. Dazu benutzt man einen so genannten „Guisadero“, so wie dies schon die Ureinwohner taten. Es handelt sich um ein kräftiges Feuer, das mit „Pinocha“ (Kiefernnadeln) und Zapfen der Kanarenkiefer unter den rohen Tonstücken entzündet wird. Dann werden die Tonobjekte mit Kleinholz der Beinwellblättrigen Zistrose und noch mehr Kiefernadeln bedeckt, so dass am Ende eine große Flamme entsteht, die die Temperatur erzeugt, die zum Brennen von Ton notwendig ist.









Von den Fundstellen zu den „Churros“ (Rollen)
Die traditionelle kanarische Töpferei zeichnet sich durch einen sehr arbeitsintensiven Arbeitsprozess mit der Tonerde aus. Zunächst muss man die Tonerde aus den Fundstellen gewinnen, dann wird sie zerstoßen, gesiebt und befeuchtet, bis eine formbare Masse entsteht. Dann wird sie geknetet und mit Sand aus den Schluchten versetzt, bevor man sie formen kann.
Anschließend wird die Tonerde von Hand geknetet und das Keramikobjekt wird nach der alten Technik der Ureinwohner zusammengefügt: Zuerst wird eine flache Basis geformt, und danach werden die zylindrischen länglichen Rollen (Churros) aufgesetzt und zusammengefügt, bis die gewünschte Form erzielt ist. Dann werden die Keramiken mit Ziegelsteinen abgeschliffen und geglättet, und mit Ocker gefärbt.
Verwendung und Namen
Die Typologie der traditionellen kanarischen Keramik, Erbe der Ureinwohner, der „Gánigos“, ist so vielfältig wie die Verwendung dieser Objekte, die man in den Haushalten, in der Landwirtschaft und in der Viehzucht findet. Heute werden diese Keramiken in vielen Bereichen nicht mehr verwendet, da sie weniger funktionell als modernere Lösungen sind. Einige tragen noch den Namen, den die Ureinwohner ihnen gaben, beispielsweise das Gefäß „Tofio“, mit dem man die Milch beim Melken auffing.
Und zum Transportieren und Aufbewahren von Flüssigkeiten, insbesondere von Wasser, dienen „Tallas“, „Bernegales“ und „Porrones“, und es gibt auch Krüge für Milch und Wein. Für den Haushalt gibt es Teller, Kerzenständer, Räuchergefäße, Nachttöpfe, Blumentöpfe und sogar Spielzeug, häufig Figuren von Haustieren oder Keramikgegenstände für den täglichen Gebrauch in Miniatur.
Einst Küchengegenstand, jetzt Dekoration
Am häufigsten findet man Keramiken, die zur Aufbewahrung oder zum Kochen von Lebensmitteln verwendet werden: Milchtöpfe, Kasserollen für die Zubereitung von Speisen, Röster für Gofio-Körner oder Kaffee, Kaffeekannen, Schüsseln zum Kneten von Brot oder zum Füllen von Blutwurst, „Ganiguetes“ zum Waschen von Geschirr und große Krüge zur Aufbewahrung von Pökelfleisch.
In den Küchen der Gegenwart wird nicht mehr auf Feuer gekocht, und es gibt auch kaum noch Tontöpfe. Aber viele dieser traditionellen Objekte dienen heute aufgrund ihrer Schönheit der Dekoration. Mit den Tellern werden Wände geschmückt, die Töpfe dienen als Obstschalen, andere als Blumenvasen, in den Blumentöpfen wachsen Pflanzen und die Gläser dienen als Stiftehalter. Heute fertigen die Töpfer auch neue Objekte nach den alten Techniken, beispielsweise Lampen.
